- Textilien: Trageeigenschaften und Unverträglichkeiten
- Textilien: Trageeigenschaften und UnverträglichkeitenHautfunktionen und BekleidungDie Kleidung steht ständig im engen Kontakt zur Haut. Daher soll sie deren Funktionen nicht behindern und den Körper nicht mit Schadstoffen belasten. Die Haut, als nach außen abschließende Hülle des Körpers, hat eine Vielzahl von Funktionen. Dank ihrer hohen Reißfestigkeit und Dehnbarkeit wehrt sie mechanische Einwirkungen ab. Die eingelagerten Pigmente absorbieren Licht und UV-Strahlung. Durch die Absonderung von Schweiß ist die Haut an der Regulation des Wasserhaushalts und vor allem an der Temperaturregulation beteiligt. Bei der Wärmeabgabe spielt auch ihr weit verzweigtes Kapillarnetz eine Rolle. Der Säureschutzmantel wehrt Bakterien ab. Schließlich ist die Haut mit reichlich Sinnesrezeptoren ausgestattet, die dem Zentralnervensystem eine Vielzahl von Wahrnehmungen vermitteln, so zum Beispiel der Tastsinn und das Temperaturempfinden.Der menschliche Körper muss auf unterschiedliche Umgebungstemperaturen, Feuchtigkeitsverhältnisse und Luftbewegungen bei unterschiedlichen körperlichen Belastungen reagieren, um seine Körpertemperatur und damit auch seine Stoffwechselvorgänge im Gleichgewicht zu halten.Die körpereigene Wärmeregulation funktioniert über Blutgefäße. Bei Kälte verengen sich die Gefäße, die Haut ist weniger durchblutet, die Wärme wird im Körperinnern zurückgehalten. Bei Hitze erweitern sich die Gefäße, die Haut wird stärker durchblutet. Zunächst gibt die Haut trockene Wärme ab, indem sie diese direkt auf die Umgebung überträgt. In effektiverer Weise erfolgt die Wärmeregulation über das Schwitzen. Der Mensch scheidet täglich ein bis zwei Liter Feuchtigkeit über die Haut aus, bei körperlicher Beanspruchung noch mehr. Durch das Verdunsten von Schweiß entsteht Verdunstungskälte, die den erhitzten Körper auf seine Solltemperatur von etwa 37 Grad Celsius abkühlt. Die Kühlung funktioniert aber nur dann, wenn der Schweiß auch wirklich verdampfen kann. Wird die Verdunstung durch die Kleidung behindert, wird es unbehaglich. Es kann zum Wärmestau und schlimmstenfalls zum Kreislaufkollaps kommen. Fließt mehr Wärme ab, als laufend nachproduziert wird, so beginnt der Mensch zu frieren. Eine gestörte Temperaturregulation kann die Ursache für allgemeines Unwohlsein und Erkältungskrankheiten sein. Der gut funktionierende Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch zwischen Körper und Umgebungsluft ist eine Voraussetzung für das Wohlbefinden.Kleidung und TätigkeitKleidung umgibt den Menschen wie eine zweite Haut, und dies Tag und Nacht: angefangen vom Schlafanzug und Morgenmantel, über die Berufskleidung, legere Kleidung oder den Sportdress in der Freizeit und vielleicht etwas Extravagantes am Abend, wieder bis zum Schlafanzug oder einfach nur zur Bettwäsche. Damit sich Menschen in ihrer zweiten Haut wohl fühlen, muss die Kleidung regulierend zwischen Körper und Umgebung eingreifen. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Anforderungen an die Kleidung. Vereinfachend gesagt soll Kleidung die Funktionen der Haut unterstützen. Behindert die Kleidung diese Funktionen oder belastet sie die Haut durch anhaftende Schadstoffe, so kann es zu Reizungen und Erkrankungen kommen.Die Kleidung soll je nach Außentemperatur und Wetterbedingungen helfen, die Körpertemperatur konstant zu halten und vor Wind, Sonne und Nässe zu schützen. Je nach Wahl der Faser und der weiteren Verarbeitung der Fasern und Stoffe, können Textilien für viele Einsatzzwecke konstruiert werden. So können selbst extreme Klimabedingungen ausgeglichen werden. Als wohl eindrucksvollstes Beispiel schützten Hightech-Raumanzüge die ersten Menschen auf dem Mond. Aber auch in irdischen Gefilden wird Spezialkleidung gebraucht, wenn Flammen, Strahlung, Chemikalien, Bakterien, scharfe Messer oder Kugeln und elektrischer Strom den Menschen zusetzen.Bekleidungsphysiologische Eigenschaften der TextilienUm die Funktionen der Haut optimal zu unterstützen, sind genaue Kenntnisse über die einzelnen Fasern und Stoffe notwendig. Die Bekleidungsphysiologie befasst sich mit den Eigenschaften der Kleidung, welche die Lebensvorgänge im Körper beeinflussen.Das Wärmerückhaltevermögen ist wahrscheinlich die wichtigste Eigenschaft von Fasern und Textilien, damit die Körperwärme nicht oder nur in geringem Umfang an die Umgebung abgegeben wird. Aufbau, Feinheit, Kräuselung, Oberflächenbeschaffenheit und Wärmeleitfähigkeit der verwendeten Fasern sowie Aufbau, Volumen und Veredlung der textilen Flächen bestimmen das Wärmerückhaltevermögen.Die Wärmeregulation des Körpers in unserem vorwiegend kühlen europäischen Klima muss häufig durch Wärmeisolation seitens der Kleidung unterstützt werden, um eine Auskühlung zu vermeiden. Wärmeisolierend wirkt die in den Poren der Fasern oder Textilschichten eingeschlossene Luft. Luftbewegung durch Wind oder durch Bewegung in weiter Kleidung setzt die Wärmeisolation herab. Bei Kälte — möglicherweise noch bei schweißnasser Haut — muss die Körperwärme durch die Kleidung zurückgehalten werden. Hierzu bieten Schafwolle und andere Tierhaare wie Angora, Mohair und Alpaka die besten Voraussetzungen.Wolle besitzt eine mittlere Luftdurchlässigkeit, ein sehr hohes Wärmerückhaltevermögen und eine sehr hohe Feuchtigkeitsaufnahme (bis 33 Prozent des Trockengewichts), wodurch sie sogar noch im feuchten Zustand wärmt. Polyacryl, das synthetische Pendant zu Wolle, weist eine hohe bis sehr hohe Luftdurchlässigkeit auf, ein sehr geringes Wärmerückhaltevermögen und eine sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu fünf Prozent des Trockengewichts). Ein Beispiel soll das illustrieren: Man hastet zur Bushaltestelle, doch erwischt den Bus nicht mehr. Schwitzend von der Anstrengung muss man nun in der Kälte auf den nächsten Bus warten. Sollte man dabei einen Polyacrylpulli tragen, wird sich aufgrund der geringen Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit mehr Feuchtigkeit auf der Haut niederschlagen und aufgrund der hohen Luftdurchlässigkeit und des geringen Wärmerückhaltevermögens mehr Verdunstungskälte entstehen als im Wollpulli. Die Folge kann in diesem Fall leicht eine Erkältung sein.Die Stoffkonstruktion hat ebenfalls Einfluss auf das Wärmerückhaltevermögen. So wärmt Flanell, ein mechanisch aufgerauter, voluminöser Baumwollstoff, aufgrund des vermehrten Lufteinschlusses stärker als sein glattes Ausgangsprodukt. Frottee, Samt und Fleecestoffe haben ebenfalls ein erhöhtes Wärmerückhaltevermögen.Die Luftdurchlässigkeit ermöglicht die mehr oder weniger rasche Ableitung von Wärme und in vielen Fällen auch von Feuchtigkeit nach außen. Je poröser und dünner Textilien sind, desto höher ist ihre Luftdurchlässigkeit. Bei hohen Außentemperaturen und geringer Luftbewegung ist Kleidung aus Baumwolle und Leinen ideal, da diese Fasern ein geringes Wärmerückhaltevermögen haben. Ist das Gewebe auch noch dünn und locker wie Maschenwaren, dann sind die besten Voraussetzungen für gute Luftdurchlässigkeit gegeben.Unter Saugfähigkeit versteht man die Eigenschaft von Fasern und Stoffen, vorhandene Feuchtigkeit in flüssiger Form oder dampfförmig aufzunehmen und zu verteilen. Dagegen beschreibt das Wasseraufnahmevermögen die Eigenschaft, aufgenommene Feuchtigkeit für eine gewisse Zeit zu speichern. Voraussetzung dafür ist ein bestimmter chemischer Molekülaufbau mit einer großen Zahl hydrophiler (Wasser anziehender) Gruppen und quellfähiger Bereiche der Fasern sowie mit Hohlräumen innerhalb der Stoffkonstruktion. Je nach Faserstoff, Konstruktion und Veredlung der Textilien wird aufgenommene beziehungsweise zurückgehaltene Feuchtigkeit mehr oder weniger rasch durch Verdunstung abgegeben.Naturfasern besitzen in der Regel größere Hohlräume und damit eine höhere Wasseraufnahmefähigkeit als synthetische Fasern. Synthetics nehmen wenig Feuchtigkeit auf, leiten sie jedoch schnell ab, wodurch sie schneller trocknen als Naturfasern.Die Saug- und Quellfähigkeit von Stoffen lässt sich aufgrund des unterschiedlichen Feuchtigkeitsaufnahmevermögens messen und vergleichen.Naturfasern und Viskose nehmen Schweiß gut ins Faserinnere auf und geben ihn als Dampf nach außen ab. Dadurch wird verhindert, dass die Feuchtigkeit auf der Haut bleibt. Bei körperlicher Anstrengung kann sich dampfförmiger Schweiß in flüssiger Form wieder auf der Haut niederschlagen. Sind 60 Prozent der Hautoberfläche mit Schweiß bedeckt, ist das Wohlbefinden stark beeinträchtigt, weil die Kleidung auf der Haut klebt. Dies behindert die weitere Schweißabgabe und kann andererseits bei kurzen Ruhepausen Frösteln verursachen. Bleibt der Schweiß auf der Haut, entsteht ein günstiges Milieu für Bakterien und Pilze. Reizreaktionen der Haut und Allergien können vermehrt auftreten.Bei schweißtreibenden Sportarten kann daher speziell konstruierte Sportkleidung aus Chemiefasern oder Mischfasern sinnvoll sein, die einerseits Feuchtigkeit gut aufnimmt, aber auch rasch abgibt.Die verschiedenen Faserstoffe sind an der Bakterienvermehrung mehr oder weniger stark beteiligt. Mit Ausnahme von Viskose und Cupro sind Chemiefasern zwar fäulnisbeständiger als Naturfasern, nehmen aber weniger Feuchtigkeit auf, sodass sich auf der feuchten Haut Bakterien und Pilze vermehren können. Wird der Schweiß von den Fasern aufgesaugt, werden sich Mikroorganismen verstärkt auf den Fasern ansiedeln und nicht auf der Haut. Durch die Stoffwechselaktivität der Mikroorganismen bilden sich oft ein unangenehmer Geruch und bisweilen Stockflecken auf der Kleidung.Textilien werden daher zuweilen antimikrobiell ausgerüstet. Die Behandlungsmittel können jedoch Allergien auslösen. Mikroorganismen können durch die Pflege der Textilien in ihrem Wachstum gefördert, gehemmt oder abgetötet werden, wie später beschrieben wird.Steigender Feuchtigkeitsgehalt der Fasern und eine Fett- oder Wachsschicht verringern die elektrostatische Aufladung. Generell laden sich Baumwolle und Leinen weniger elektrostatisch auf als Wolle, Seide, Viskose und die meisten synthetischen Chemiefasern. Beim Tragen von Textilien ist eine elektrostatische Aufladung unangenehm, wenn die Kleidung beim Ausziehen knistert, auf der Haut haftet oder kleben bleibt, wenn sich Funken entladen und die Haare durch die Aufladung abstehen oder wenn man beim Berühren von Gegenständen einen kleinen elektrischen Schlag bekommt. Aufgeladene Fasern nehmen zudem leichter Schmutz aus der Luft und aus dem Wasser an.Schnitt der KleidungEntscheidend für Wohlbefinden und Gesundheit ist auch, wie die Kleidung den Körper umschließt. Nicht nur das Material, sondern auch die Schnittform müssen die Luftzirkulation ermöglichen und aufgestaute Wärme abfließen lassen. Günstig ist es, wenn der Luftaustausch durch Verschlüsse am Hals, Armen und Beinen nach Bedarf reguliert werden kann.Eng anliegende Kleidung behindert die Verdunstung von Schweiß, es entstehen unangenehme Wärme- und Feuchtigkeitsstaus, Pilze und Bakterien gedeihen besonders gut. Zudem reibt zu enge Kleidung auf der Haut; sie kann mechanische Reizungen herbeiführen und dadurch Erkrankungen auslösen. Außerdem kann man sich in enger Kleidung auch nicht richtig bewegen. Besonders für Kinderkleidung ist dies ungünstig. Sie sollte jede Bewegung mitmachen und kein Zwangskorsett sein.Erkrankungen durch TextilienErkrankungen durch Textilien sind weniger bekannt als beispielsweise Pollenallergien und vermutlich auch nicht so häufig. Doch können Textilchemikalien und Verunreinigungen der Fasern die Haut reizen und Allergien auslösen. Die Mehrzahl der kleidungsbedingten Allergien wird durch Textilfarbstoffe ausgelöst, Allergien gegen Faserbestandteile sind selten. Einige Textilchemikalien sind giftig, manche sogar Krebs erregend.Nicht nur Allergien nehmen zu, immer mehr Menschen reagieren empfindlich auf Chemikalien, die überall anzutreffen sind. Das »Multiple Chemical Sensitivity Syndrom« (MCS-Syndrom) ist eine neu aufgetretene Erkrankung, bei der schon der Kontakt mit minimalen Konzentrationen an Chemikalien chronische Krankheiten und Immunschwäche auslösen kann.TextilunverträglichkeitenReibung auf der Haut entsteht vor allem durch schlecht angepasste, enge Kleidung oder harte, kratzige Etiketten. Es kann sich ein Ekzem ausbilden. Eng anliegende Kleidung scheuert die Haut wund, bei engen Hosen auch als »Wolf« oder »Jeans-Dermatitis« bekannt, im Nacken und in der Kreuzbeingegend als »Etiketten-Dermatitis« bezeichnet. Je nach Art und Beschaffenheit des Textilmaterials kommen Wärme- und Feuchtigkeitsstaus hinzu. Das veränderte Hautmilieu begünstigt die Vermehrung von Pilzen, Hefen und Bakterien. Die Folgen sind beispielsweise Fußpilz oder ein Windelekzem unter einer durch Plastik abgeschlossenen Windel.Mit zunehmender Feuchtigkeit reagiert die Haut stärker auf mechanische Einwirkungen. Achseln, Leisten, Kniekehlen und die Gesäßfalte sind besonders gefährdet.Hautreizungen können auch durch die Faserdicke bedingt sein. Bei einem Faserdurchmesser von über 30 Mikrometern wie beispielsweise bei grober Wolle verspüren viele Menschen ein Kribbeln und Jucken. Die Wollunverträglichkeit, die häufig mit einer Allergie verwechselt wird, kann als reine Nervenreizung über Hautreizungen bis zum Ekzem reichen. Es handelt sich normalerweise um eine physikalische Reizung. Darüber hinaus gibt es auch allergische Reaktionen auf Tierhaare, die sich dann aber meist in Form von asthmatischen Beschwerden äußern. Vor allem Materialien wie Angora, Kaschmir und Kamelhaar können diese Reaktionen verursachen.Eine überempfindliche Haut, die man bei 15 bis 20 Prozent der europäischen Bevölkerung findet, ist angeboren. Die Haut neigt dann zu Trockenheit bei Belastungen und entwickelt häufig ein juckendes Ekzem. Die Übergänge zur Neurodermitis, zum endogenen Ekzem, sind fließend. Neurodermitis beobachtet man bei drei bis fünf Prozent der Bevölkerung. 70 Prozent der Neurodermitiker vertragen keine Wolle und Polyesterspinnfasern, Baumwolle und Seide dagegen meist gut.Für die Verträglichkeit von Textilien ist — abgesehen vom Chemikalienzusatz — die Feinheit der Garne ausschlaggebend. In einer Studie stellte man fest, dass Testpersonen Stoffe aus Polyester bei gleicher Garnfeinheit gleich gut wie Stoffe aus Baumwolle vertrugen. Stoffe aus Garnen mit gröberen Fasern wurden schlechter beurteilt als »weichere« Stoffe gleicher Machart. Menschen mit empfindlicher, reizbarer Haut sollten möglichst glatte Textilstoffe mit angenehmer Griffigkeit tragen und auf lockere, luft- und schweißdurchlässige Kleidung achten, die keine dicken Nähte, harte Etiketten oder enge abschnürende Gummibündchen hat.Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfindlich, da sie eine dünnere Haut, eine zweieinhalbfach größere Hautoberfläche im Verhältnis zum Gewicht, einen intensiveren Stoffwechsel und eine intensivere Atmung als Erwachsene haben. Diese Merkmale begünstigen zudem eine höhere Schadstoffaufnahme. Gifte bleiben länger im Körper als beim Erwachsenen, denn das Immunsystem und die Entgiftungssysteme sind noch nicht voll ausgereift. Um Hautreizungen und möglicherweise eine Schadstoffaufnahme über Haut und Schleimhäute zu vermeiden, sollten Neugeborene und Kleinkinder ungefärbte und schadstofffreie Kleidung tragen. In den ersten Lebensmonaten sollten konsequent Allergene gemieden werden, denn jedes dritte Baby ist allergisch veranlagt.Das Spektrum der Textilunverträglichkeiten ist, was Aussehen und Intensität betrifft, außerordentlich breit. Meistens wird die Haut in Mitleidenschaft gezogen, es können auch die Schleimhäute der Atemwege und des Auges betroffen sein.Eine Allergie ist eine erworbene Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber einer bestimmten Substanz, die sich nach wiederholter Einwirkung entwickelt. Die Überempfindlichkeit entsteht in der Phase der Sensibilisierung, in der immunkompetente Antikörper (Immunglobuline) oder Zellen (T-Lymphozyten) gebildet werden. Bei erneutem Kontakt mit dieser speziellen Substanz zeigt der Körper eine überschießende Abwehrreaktion, die sich beispielsweise in Heuschnupfen, Asthma oder Kontaktekzemen äußert.Im Zusammenhang mit Textilien treten nur die Typ-I- und Typ-IV-Allergien auf. Das Wildseidenasthma, das durch den Eiweißstoff Sericin ausgelöst wird, und Allergien auf Naturlatex gehören zum Typ I. Textilchemikalien wie Formaldehyd, p-Phenylendiamin (ein Grundmolekül der Azofarbstoffe), Nickel, Gummibestandteile, Reinigungssubstanzen und Chromsalze lösen Typ-IV-Allergien aus. Farbstoffe, besonders Dispersionsfarbstoffe, verursachen hauptsächlich Kontaktallergien. Mit diesen Farbstoffen werden in erster Linie Textilien mit einem hohen Anteil an Synthesefasern gefärbt. Die Arbeitsgruppe »Textilien« des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin fordert schon seit Jahren, auf Allergien auslösende Dispersionsfarbstoffe wenigstens in hautnahen Kleidungsstücken zu verzichten. Inzwischen setzen viele Hersteller von Miederwaren diese Dispersionsfarbstoffe nicht mehr ein. Trotzdem sind die bedenklichen Dispersionsfarbstoffe in manchen Kleidungsstücken noch zu finden, allerdings ist die Annahme berechtigt, dass sie bisweilen nur aus Unachtsamkeit hineingeraten. Wurde in der Färberei zuvor eine Charge mit einem allergisierenden Farbstoff gefärbt, so kann die Ware des nachfolgenden Auftraggebers damit verunreinigt sein, wenn die Maschinen nicht gründlich gesäubert wurden.Optische Aufheller und verschiedene Appreturen, wie formaldehydhaltige Kunstharze, antimikrobielle Ausrüstung, Flammschutz, Duftstoffe und Weichmacher, können ebenfalls Allergien auslösen. Nickelallergien sind besonders bei Frauen häufig, weil nickelhaltiger Modeschmuck getragen wird. Aber auch Knöpfe, Nieten, Reißverschlüsse und Verschlusshaken aus Metall können Nickel enthalten. Ebenso zählen manche Waschmittelinhaltsstoffe zu den Reizstoffen und Allergieauslösern.Statistische Angaben über die Häufigkeit von Textilunverträglichkeiten liegen nicht vor. Auch in Bezug auf Textilallergien gibt es keine exakten Zahlen. In deutschen Hautkliniken werden ein bis zwei Prozent der Fälle allergischer Hautreaktionen Textilien zugeordnet. Dies erscheint gering angesichts des ständigen und intensiven Kontakts zu Textilien. Wissenschaftler vermuten bei den durch Textilien ausgelösten Allergien eine große Dunkelziffer. Mehr noch als die Verbraucher hierzulande sind die Arbeitnehmer in der Textilproduktion durch gesundheitsbeeinträchtigende Textilchemikalien belastet.Gründe für Textilunverträglichkeiten und AllergienNach Schätzungen des Verbandes der Textilhilfsmittel-, Lederhilfsmittel-, Gerbstoff- und Waschrohstoff-Industrie (TEGEWA) verbleiben von den Farb- und Druckhilfsmitteln zwischen 0,1 bis sechs Gewichtsprozent auf der Textilie, von der Farbe selbst zwischen zwei und sechs Prozent. Die Menge an Appreturchemikalien schwankt zwischen einem und 15 Prozent. Bei Baumwolle liegt der Anteil normalerweise unter fünf Prozent, in Ausnahmefällen können es auch bis zu 30 Prozent sein.Während die meisten Chemikalien aus der Vorbehandlung und Verunreinigungen aus der Faserproduktion nicht mehr oder nur in geringem Umfang in der fertigen Textilie enthalten sind, sollen Farbstoffe und spezielle Ausrüstungen ja gerade auf der Faser haften bleiben. Doch viele Substanzen bleiben nicht dort: Farben bluten aus, die Schmutz abweisende Wirkung und der kuschelweiche Griff gehen nach einigen Wäschen verloren. Die herausgelösten Stoffe belasten nicht nur das Abwasser, sie können auch über die Haut und die Atemwege aufgenommen werden.Bei einem Großteil der Chemikalien, die in der Textilindustrie eingesetzt werden, dürfte es sich um gefährliche Stoffe und Zubereitungen im Sinne des Chemikaliengesetzes handeln. Bestätigt wurde dies durch die Ergebnisse der nach dem Chemikaliengesetz vorgeschriebenen Anmeldung neuer Stoffe: Von den rund 550 neu angemeldeten Stoffen waren 82 Farbstoffe und 11 Hilfsstoffe für Textilien. Von diesen Substanzen sind 32 Prozent als gesundheitsgefährlich eingestuft, vier Prozent als minder giftig und 20 Prozent als sensibilisierend.Von der großen Zahl der Altstoffe (rund 100 000) ist nicht bekannt, in welchem Umfang sie im Textilbereich eingesetzt werden. Es fehlen häufig Kenntnisse über die akuten, wie auch die Langzeitwirkungen der Stoffe. Eine Anmelde-, Registrier- oder Zulassungspflicht besteht für diese Substanzen innerhalb der Europäischen Union nicht. Neue Stoffe im Sinne des Chemikaliengesetzes unterliegen dagegen definierten Prüfanforderungen. Gesetzliche Vorschriften in Form von Verboten gibt es nur für einige Substanzen. So sind Azofarbstoffe, die zu Krebs erregenden Aminen gespalten werden können, in Deutschland verboten. In einigen Ländern werden sie aber nach wie vor zum Färben von Textilien und Leder verwendet.Die Gefahrstoffverordnung schreibt die Kennzeichnung »enthält Formaldehyd« vor, wenn in Textilien mehr als 0,15 Prozent, also 1500 Milligramm pro Kilogramm (ppm) enthalten sind. Erste gesundheitliche Belastungen können allerdings teilweise bereits bei geringeren Werten (ab 300 ppm) auftreten und äußern sich in Augen- und Schleimhautreizungen. In Japan sind die Grenzwerte für Formaldehyd niedriger angesetzt: für Oberbekleidung unter 1000 ppm und für Unterwäsche bei 75 ppm. Artikel für Säuglinge und Kleinkinder bis zu zwei Jahren dürfen in Japan überhaupt kein Formaldehyd enthalten.Obwohl heute einige Kollektionen auf Rückstände beispielsweise von Pestiziden, Schwermetallen und Formaldehyd überprüft werden, gelangt der Großteil der Textilien unkontrolliert in den Handel. Umwelt- und Verbraucherverbände fordern deshalb sowohl eine vollständige Deklaration als auch eine umfassende Untersuchung und Bewertung der eingesetzten Chemikalien hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit.Nach der EU-Verordnung zur Bewertung und Kontrolle von Chemikalien (1993) sollten die auf dem Markt befindlichen Chemikalien bewertet werden. Doch nur bei 19 der rund 50 000 Chemikalien, die auf dem europäischen Markt sind, wurde die Untersuchung bislang abgeschlossen. Grund für diese Verzögerung ist das komplizierte Bewertungsverfahren. Bei 14 der 19 untersuchten Substanzen sind schwerwiegende Risiken erkannt worden, doch bis jetzt leitete die EU noch keine Gegenmaßnahmen ein.Seit 1992 beschäftigt sich im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin eine Arbeitsgruppe »Textilien« mit diesem Thema. Sie ist nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand zu dem Schluss gelangt, dass das gesundheitliche Gefährdungspotenzial durch Textilien sehr gering ist, vor allem wenn es sich um Textilien aus Deutschland handelt.Allerdings stammen 80 Prozent der in der Bundesrepublik verkauften Textilien aus Importen. Selbst vermeintlich deutsche Markenfabrikate werden teilweise in Billiglohnländern gefertigt. Importware, vor allem aus Fernost und Osteuropa, ist im Hinblick auf den Chemikalieneinsatz unkalkulierbar.Doch die Schadstoffbelastung von Textilien ist kein rein außereuropäisches Problem: Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin halten sich die Hälfte der europäischen Hersteller von Chemikalien nicht an europäische Rechtsvorschriften. Fast 40 Prozent der neuen chemischen Stoffe waren nicht angemeldet und damit illegal auf dem Markt. Darunter befinden sich teilweise stark gesundheitsgefährdende Substanzen.Eine exakte gesundheitliche Bewertung vieler Textilchemikalien ist nicht möglich, da kaum Daten zu ihrer Freisetzung aus den Textilien, ihrer Aufnahme über die Haut und ihrer Gesundheitsgefährdung überhaupt vorliegen. Bislang arbeiten die Experten noch an grundlegenden Analysemethoden, um die Freisetzung aus Textilien messen zu können.Gesundheitliche Spätschäden sind bisher weitgehend unerforscht. Da sich Krankheiten, die durch belastete Kleidung mitverursacht werden, oft erst Jahre später bemerkbar machen, ist eine Rückverfolgung auf ein bestimmtes Kleidungsstück nahezu unmöglich. Allergien können bis zu vier Tagen nach dem Kontakt auftreten. Bis dahin hat man sich schon mehrmals umgezogen.Krebs erzeugende SubstanzenInsgesamt ist das Risiko, durch Textilchemikalien an Krebs zu erkranken, als gering einzuschätzen, da die Menge an möglicherweise gefährlichen Substanzen sehr klein ist und zudem die Haut den Körper recht gut vor diesen Chemikalien schützt. Jedoch kann eine synergistische Wirkung mit anderen kanzerogenen Stoffen nicht ausgeschlossen werden.Wie bereits erwähnt, zählen zu den Krebs erzeugenden Stoffen Azofarbstoffe, die Krebs erregende Amine abspalten können; sie sind nach der Bedarfsgegenständeverordnung (Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz) verboten. Für Pentachlorphenol gilt nach der PCP-Verordnung (Chemikaliengesetz) eine Höchstgrenze. Zu den bedenklichen Stoffen gehören auch Färbebeschleuniger (Carrier), die als Hilfsmittel beim Färben von Chemiefasern mit Dispersionsfarbstoffen benutzt werden. Während einige Carrier in Deutschland schon nicht mehr verwendet werden, sollte nach Ansicht der Arbeitsgruppe »Textilien« auch auf Trichlorbenzol verzichtet werden.Textilien, bei deren Produktion auf bedenkliche Hilfsstoffe, Farbstoffe und Ausrüstungen verzichtet wurde, bieten eine hohe Sicherheit vor gesundheitlichen Schäden. Angeboten wird schadstoffarme oder schadstofffreie Kleidung unter einer Vielzahl von Ökolabels.Gesetzlich vorgeschrieben ist bei Textilien nur die Angabe der Art und Menge des Fasermaterials, die meist in Form eines Etiketts in die Kleidung eingenäht sind. Hinweise zur Pflege der Textilien sind heute üblich, aber keine Pflicht. Oft erfährt der Kunde nicht einmal, wer der Hersteller ist. Wo das Kleidungsstück gefertigt wurde und mit welchen Hilfsmitteln es bearbeitet wurde, bleibt erst recht im Dunkeln.Markenzeichen sind Herkunfts- und Beschaffenheitszeichen einer Firma oder eines Verbandes und stellen für den Konsumenten eine gewisse Garantie für gleich bleibende durch die Firma kontrollierte Qualität dar.Gütezeichen garantieren dem Konsumenten eine Ware, die nach bestimmten kontrollierbaren und festgelegten Qualitätsnormen hergestellt wird. Gütezeichen kennzeichnen nicht das Produkt einer Firma oder eines Verbandes, sondern sind meist Gemeinschaftszeichen. Sie werden für Warengruppen (beispielsweise Wollsiegel) oder für bestimmte Eigenschaften einer Gruppe (beispielsweise Sanfor, das mechanisch gekrumpfte Gewebe aus zellulosischen Fasern kennzeichnet) geschaffen und sind international gültig.ÖkokleidungWer allergisch reagiert oder gesundheits- und umweltschädliche Substanzen meiden möchte, und wer zudem auch sozial verträglich produzierte Kleidung tragen will, ist auf eine verlässliche Kennzeichnung angewiesen. Die Verbraucherverbände verlangen deshalb seit langem eine umfassendere Textilkennzeichnung. Notwendig ist gleichzeitig ein Zulassungsverfahren und die Festlegung von Höchstwerten für Ausrüstungschemikalien einschließlich eines Verbotes gesundheitsschädlicher Chemikalien. Notwendig ist aber auch eine wirksame Textilüberwachung.Viele verschiedene Signets, Marken- und Gütezeichen (Ökolabels) mit unterschiedlichen Ansprüchen sind bereits auf dem Markt. Manchen Kennzeichnungen liegt ein umfassender Kriterienkatalog mit Kontrolluntersuchungen zugrunde, manchmal stehen nur ein paar werbewirksame Aussagen darauf, wie »chlorfrei gebleicht« oder »aus handgepflückter Baumwolle«.Einige Ökokennzeichnungen orientieren sich fast ausschließlich am Produkt, indem Grenzwerte für Schadstoffe in den Textilien festgelegt werden. Andere Labels stellen zudem ökologische und soziale Anforderungen an die Textilherstellung. Ökotextilien, bei denen alle Kriterien optimal erfüllt werden, gibt es heute nur vereinzelt. Für Verbraucher ist es schwer, anhand der Labels eine Kaufentscheidung zu treffen. Selbst Experten haben Mühe, bei der Labelvielfalt den Überblick zu wahren, und sprechen sich für mehr Transparenz und weniger Labels aus.Neutral organisierte Kennzeichen (institutionelle Ökolabels) machen in der Regel das Entscheidungsverfahren und die aufgestellten Kriterien transparent. Sie schließen in ihren Kriterienkatalog zum Teil umfassende umwelt- und gesundheitsrelevante sowie soziale Aspekte ein und lassen die Einhaltung der vorgegebenen Kriterien regelmäßig durch unabhängige Institute kontrollieren. Ökolabels, die von Institutionen vergeben werden, können prinzipiell alle Hersteller auch international nutzen, sofern ihre Waren den geforderten Kriterien entsprechen. Für Kleidung und Haustextilien ist der Öko-Tex Standard 100 (seit 1992) und für Teppichböden das GuT-Label (seit 1990) am bekanntesten. Den Öko-Tex Standard 100 nutzen momentan 1800 Lizenznehmer, davon 600 in Deutschland. Andere Labels wie das Europäische Umweltzeichen, Toxproof und Ecoproof des TÜV Rheinland sind zwar eingeführt, konnten sich aber bislang nicht etablieren. Weniger bekannt sind die Signets EKO der internationalen Kontrollorganisation Skal, die neben Rohstoffen aus ökologischem Anbau nun auch die Weiterverarbeitung von Textilien zertifiziert und Naturtextil, das Markenzeichen des Arbeitskreises Naturtextil. Der Arbeitskreis expandierte zum Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V., der in seinen Richtlinien weit reichende ökologische Anforderungen und soziale Standards festlegte. Als Ergebnis liegt nun ein zweistufiges Label vor, das in Better und Best unterteilt wird.Die meisten Ökolabels für Textilien sind jedoch Eigenkreationen der Hersteller, sind also firmeneigene Markenzeichen. Hinter diesen privaten Ökobezeichnungen steht nicht unbedingt ein umfassender Kriterienkatalog mit Anforderungen an das Textilprodukt. Oft ist der Anforderungskatalog nicht öffentlich zugänglich. Auch wenn es durchaus seriöse Eigenmarken mit strengen Anforderungen gibt, bergen firmeneigene Kennzeichen oft die Gefahr, undurchsichtig zu sein. Manchmal entspricht die Werbeaussage des Zeichens nicht den aufgestellten Kriterien. Manche Firmen gehen sogar bis hin zur Falschaussage, um mit dem positiven Ökoimage Kunden zu ködern.Unternehmensbezogene Kennzeichen charakterisieren in erster Linie das Unternehmen und nicht seine Produkte. Das EMAS-System (Environmental Management and Audit Scheme) der Europäischen Union hat auch im Textilbereich Bedeutung. Es ist zudem bekannt unter den Bezeichnungen europäisches Umweltmanagementsystem beziehungsweise ISO 14 000 auf der Grundlage der Öko-Audit-Verordnung. Danach verpflichtet sich der Betrieb zu kontinuierlichen Verbesserungen im Umweltschutz. Hierzu wird eine bis ins Detail definierte Umweltpolitik des Unternehmens zugrunde gelegt. Durch ein betriebliches Umweltmanagementsystem, also Organisationsstrukturen und die Ausbildung der Mitarbeiter, werden die Umweltziele systematisch verfolgt. Zugelassene Umweltgutachter prüfen in regelmäßigen Abständen den Betrieb.In der Umwelterklärung werden die Auswirkungen des Betriebs auf das Ökosystem, sein Umweltprogramm und die Kriterien des Umweltmanagements der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Umweltmanagementzeichen bezieht sich nur auf den überprüften Standort eines Unternehmens und darf weder in der Produktwerbung verwendet, noch auf den Erzeugnissen selbst oder deren Verpackung angebracht werden.TextilpflegeBeim Gebrauch werden Textilien durch Körperausscheidungen, durch Staub, Rauch- und Rußpartikel in der Luft und durch Lebensmittel, Erde und andere Stoffe verschmutzt. Die Kleidung braucht eine gewisse Pflege, legt man auf ein gepflegtes Äußeres und persönliches Wohlbefinden Wert. In erster Linie besteht die Kleiderpflege in Waschen und Bügeln, eventuell in gelegentlichem chemischen Reinigen und Reparaturen.Die einzelnen Faserarten brauchen aufgrund ihrer charakteristischen Eigenschaften eine unterschiedliche Pflege. Die Pflegesymbole auf den eingenähten Etiketten der Kleidung geben hierzu Grundinformationen. Je nach Beschaffenheit der Faseroberfläche, der Konstruktion der Textilien und der Veredlung wird Schmutz mehr oder weniger stark aufgenommen und festgehalten. Feine, glatte und dichte Textilien nehmen weniger Schmutz an als grobe, raue und lockere Textilien. Schmutz haftet auch gut auf Textiloberflächen, die durch Appreturmittel »klebrig« sind.Empfindliche Fasern wie Wolle und Seide sowie Leinen sollte man mit einem Feinwaschmittel waschen, nicht einweichen und nicht in den Wäschetrockner geben. Zur Schonung der Fasern sollten Wolle und Seide von Hand gewaschen werden, es sei denn, sie sind für die Waschmaschine geeignet. Jedoch kann auf häufiges Waschen verzichtet werden, da sie sich durch Lüften regenerieren. Baumwolle, Leinen und Synthetics sind bei der Wäsche in der Waschmaschine weniger empfindlich, Leinen und Viskose sollte man allerdings nicht in den Trockner geben. Manche Synthetics sind bei niedrigen Temperaturen trocknergeeignet. Oft ist es günstiger, sie nicht zu schleudern, sondern tropfnass aufzuhängen.Die Wäschepflege ist unter ökologischen Gesichtspunkten bedeutsam, denn der Wasser-, Chemikalien- und Energieaufwand ist sehr hoch. In Deutschland werden jährlich rund 700 000 Tonnen Haushaltswaschmittel verbraucht, das sind mehr als acht Kilogramm pro Kopf. Andere europäische Nationen verbrauchen nur halb so viel Waschmittel.Die chemischen Reinigungen behandeln 400 Millionen Wäscheteile im Jahr. Zusätzlich waschen sie 675 000 Tonnen Kleidung im Jahr.Für die Wäsche wird in der Bundesrepublik 12 Prozent des aufbereiteten Trinkwassers verwendet. Die Menge der jährlich gewaschenen Textilmenge pro Haushalt stieg von 1960 bis 1990 von 277 auf 503 Kilogramm, das sind etwa 80 Prozent mehr.Waschen, elektrisches Trocknen und Bügeln im Haushalt verbrauchen innerhalb der textilen Kette 85 Prozent der Gesamtenergie. Die Produktion selbst ist deutlich weniger energieaufwendig.In der Gebrauchsphase gibt es für den Verbraucher zahlreiche Möglichkeiten, die Umwelt zu entlasten. Häufig wird ein Kleidungsstück schon nach einmaligem Tragen gewaschen, obwohl es noch nicht schmutzig ist. Mit der Auswahl des Waschmittels und der genauen Dosierung auf die Wasserhärte können Waschmittel und bestimmte umweltbelastende Waschmittelinhaltsstoffe eingespart werden.Durch niedrige Waschtemperaturen und eine gute Befüllung der Waschmaschine können Energie- und Waschmittelverbrauch um 50 Prozent gesenkt werden. Das lohnt sich auch finanziell: Während die umweltfreundliche Wäsche im Jahr etwa 190 DM kostet, wird in deutschen Haushalten für die übliche Art zu waschen durchschnittlich das Doppelte ausgegeben.Waschmittel und WeichspülerManche mögen sich noch an die Schaumberge auf den Flüssen in den 1960er-Jahren erinnern, die vor allem durch die Waschmittel im Abwasser erzeugt wurden. Dies hat sich geändert, weil zum einen die Zahl der Kläranlagen zugenommen hat, zum anderen viele Waschmittel in den letzten Jahren umweltverträglicher geworden sind. Moderne konzentrierte Waschmittel erreichen ihre Reinigungsleistung mit geringerem Chemikalieneinsatz. Grundsätzlich belasten jedoch alle Waschmittel die Umwelt.Waschmittel enthalten eine Vielzahl an chemischen Verbindungen, von denen die wichtigsten auf der Verpackung angegeben werden müssen. Nach dem Wasch- und Reinigungsmittelgesetz muss der Hersteller jede Rahmenrezeptur von Wasch- und Reinigungsmitteln beim Umweltbundesamt anmelden. Eine Prüfung der Produkte auf Umweltverträglichkeit ist mit dieser Registrierung nicht verbunden.In früheren Zeiten wurde mit Seife gewaschen, heute steht eine ganze Batterie an Waschmitteln zur Verfügung. Darin sind Tenside enthalten, die als waschaktive Substanzen für die Entfernung des Schmutzes zuständig sind. Von den anionischen Tensiden wird am häufigsten LAS (lineares Alkylbenzolsulfonat) eingesetzt, das zwar zu 96 bis 99 Prozent in Kläranlagen aus dem Wasser entfernt wird, aber nur zum Teil biologisch abgebaut werden kann. Das Tensid überdauert im Klärschlamm Wochen und Monate. Fettalkoholsulfate, ebenfalls anionische Tenside, sind vergleichsweise gut abbaubar, sind jedoch in der Produktion teurer.Umweltschonender lässt sich mit einem Baukastensystem waschen, das aus Basiswaschmittel, Enthärter und Bleichmittel besteht oder mit einer Kombination aus kompaktem Voll- und Colorwaschmittel. Beim Baukastensystem werden die Waschmittelkomponenten einzeln nach Bedarf dosiert. So gelangen nur die Mittel, die wirklich zur Reinigung benötigt werden, ins Abwasser. Bei Kompaktwaschmitteln ist der Anteil an Füllstoffen und damit der Verpackungs- und Transportaufwand wesentlich geringer als bei traditionellen Waschmitteln. Auch gelangen pro Waschgang nur halb so viel Chemikalien ins Abwasser. Flüssigwaschmittel enthalten im Vergleich zu pulverförmigen Waschmitteln überwiegend Tenside, die für Gewässerorganismen schädlich sind.Außer den Tensiden, die den Hauptanteil aller Waschmittel ausmachen, ist noch ein ganzer Cocktail weiterer Chemikalien im Spiel, die mehr oder weniger schädlich für die Umwelt sind. Problematisch für empfindliche Menschen sind auch immer die auf der Kleidung haften bleibenden Waschmittelreste. So reagieren manche Menschen auf die enthaltenen Enzyme, Duftstoffe oder Farbstoffe allergisch.Weichspüler sind für die Reinigung der Wäsche nicht notwendig. Sie bleiben auf der Faser haften, machen die Wäsche weicher, lassen sie schneller trocknen und setzen die elektrostatische Aufladung herab. Allerdings verringern sie die Saugfähigkeit der Textilien, was besonders bei Unterwäsche und Handtüchern eigentlich unerwünscht ist. Weichspüler enthalten zum Teil schwer abbaubare kationische Tenside.Für empfindliche Stoffe, manche Synthetics oder wenn in einem Kleidungsstück Fasern mit unterschiedlichen Pflegeansprüchen verarbeitet wurden, wie es beispielsweise bei Mänteln der Fall ist, empfiehlt sich die Reinigung mit organischen Lösemitteln. Die Kleidungsstücke werden in Maschinen gegeben, die traditionellen Waschmaschinen ähnlich sehen. Statt Wasser wird jedoch ein organisches Lösemittel zugesetzt, das den Schmutz entfernt.Chemische Reinigungen gaben lange Zeit Anlass zu Kritik. Anwohner mussten um ihre Gesundheit bangen, da das verwendete Lösemittel Perchlorethylen (PER, Tetrachlorethen) leichtflüchtig ist und durch die Wände in benachbarte Wohnungen drang. Perchlorethylen birgt ein Krebs erzeugendes Potenzial, ist Wasser gefährdend und biologisch kaum abbaubar. Seit 1995 muss das Lösemittel in geschlossenen Kreisläufen geführt werden, damit ein Grenzwert von 0,1 Milligramm PER pro Kubikmeter Luft in benachbarten Wohnräumen eingehalten werden kann. Für die Reinigungsangestellten werden 345 Milligramm PER toleriert. Der Gebrauch von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) als Lösemittel für besonders schonende Reinigung ist seit 1993 verboten.Nicht alle Fasern eignen sich für eine chemische Reinigung. Baumwolle, Leinen und meist auch Seide lassen sich besser nass reinigen. Schurwolle, Viskose und Seide können bei der Nassreinigung aufquellen und sich verformen. Durch geeignete Waschmittel und vorsichtige Wäsche lässt sich dies aber weitgehend vermeiden. Da Seide und Wolle laugenempfindlich sind, gibt es für sie Spezialwaschmittel.Die Bekleidungshersteller empfehlen häufig prophylaktisch die chemische Reinigung, weil sie Reklamationen fürchten, wenn bei der klassischen Wäsche unerwünschte Veränderungen eintreten.Dr. Cornelia VossWeiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:Textilien: Recycling und EntsorgungGrundlegende Informationen finden Sie unter:Textiltechnik: Natur- und KunstfasernHingst, Wolfgang / Mackwitz, Hanswerner: Reiz-Wäsche. Unsere Kleidung: Mode, Gifte, Öko-Look. Frankfurt am Main u. a. 1996.Voß, Cornelia: Wieviel Chemie braucht die Mode? Herausgegeben vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit. Mainz 1997.Ziegler, Juwitha: Chemie in der Kleidung. Worauf die Verbraucher achten müssen. Frankfurt am Main 1996.Adebahr-Dörel, Lisa / Völker, Ursula: Von der Faser zum Stoff. Textile Werkstoff- und Warenkunde. Hamburg 311994.Beurteilungsmerkmale textiler Faserstoffe, bearbeitet vom Bundesinstitut für Berufsbildung, Berlin. 4 Bände. Bielefeld 1986.Fachwissen Bekleidung, Beiträge von Hannelore Eberle u. a. Haan 51998.Heudorf, Claus: Warenverkaufskunde für den Textilhandel. Rinteln 51994.Jacke wie Hose? Produktlinienanalyse am Beispiel von Textilien, bearbeitet von der Stiftung Verbraucher-Institut u. a. Berlin 1998. CD-ROM.Kaiser, Andreas: Ökologiebezogene Produktkennzeichnung. Entstehung, Hintergrund, Anforderungen. Dargestellt am Markenzeichen »Textiles Vertrauen - schadstoffgeprüfte Textilien nach Öko-Tex-Standard 100« als umweltbezogenes Informationsinstrument. Kassel 1996.Textilien/Bekleidung, in: Umweltbewußt leben, herausgegeben vom Umweltbundesamt. Berlin 1998.Voß, Cornelia: Kann denn Mode »öko« sein? Einkaufsleitfaden Naturtextilien. Bonn 1995.
Universal-Lexikon. 2012.